(WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller - 02.03.2014) Die Färöer-Inseln gehören zwar zum Reichsverband Dänemark, sind aber bis auf die Bereiche der Justiz und Verteidigung autonom und für ihr Handeln verantwortlich. Während die dänische Regierung einerseits immer wieder auf die Autonomie der Färöer-Inseln als Nicht-EU-Mitglied verweist, sperrte Dänemark sich für die Färöer-Inseln wiederholt bei dem internationalen übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS-übereinkommen).

Zum Foto mit dem Kind:

Als ich mit Andreas Morlok im Jahr 2010 auf den Färöer-Inseln war, haben wir uns auch (auf englisch) mit etwa 10-11 jährigen Kindern unterhalten. Sie sagten uns, dass sie fast jede Woche das Walfleisch und den Speck auf den Teller bekommen, und das obwohl selbst die Färöer-Regierung vor dem häufigen Verzehr wegen der Kontaminierung des Walfleischs warnt. Mehrfach wurde mit Fotos dokumentiert, dass Kinder bei den Walschlachtungen dabei sind und anschließend auf den toten Grindwalen tanzen.

Kindern ist m.E. niemals ein Vorwurf für bedenkliche Verhaltensweisen zu machen, denn sie sehen und hören auf den Färöer-Inseln nichts anderes, weder von ihren Eltern, in der Schule und von anderen Erwachsenen und Jugendlichen, als dass der Walfang eine alte Tradition sei und die kostenlose Fleischverwertung völlig normal sei. Der Unterschied zu unseren Schlachthäusern sei, dass diese abgeschlossen sind und der Grindwal eben nur am Strand in aller Öffentlichkeit geschlachtet werden könne. Die Kinder kennen seit ihrer Geburt nichts anderes - und das ist eines der Probleme!

Die verschiedenen politischen Parteien und die Färöer-Regierung haben Angst vor der Mehrzahl ihrer Wähler, nicht mehr gewählt zu werden, wenn sie den Walfang verbieten.

Das erschien mir nachvollziehbar, also haben wir (teilweise erfolgreich) versucht, einen anderen Weg zu beschreiten, damit die Politiker ihr Gesicht wahren und handeln können:

Das WDSF hat gegen gravierende Verstöße bei zwei Waljagden, die kurz vor unserem Aufenthalt in 2010 passiert waren, Strafanzeige gegen die verantwortlichen Polizei-Chefs in Klaksvik und Husavik gestellt. Im Jahr 2013 haben wir erneut eine Strafanzeige gegen die Tötung von 430 (ebenfalls kontaminierten) Weißseiten-Delfinen gestellt. Daraufhin hat sich die Staatsanwaltschaft in Kopenhagen/Dänemark eingeschaltet (weil Dänemark für den Bereich der Justiz zuständig ist). Im Ergebnis wurden die Strafermittlungen eingestellt, weil sich (nachvollziehbar) plötzlich keine Zeugen bei den Färingern für die unsachgemäßen Schlachtungen, die gegen eigene Gesetze verstießen, mehr fanden.

Aber: Die Strafanzeigen haben dazu geführt, dass die Färöer-Regierung danach ein weiteres Gesetz erlassen hat, welches ab 2015 vorsieht, dass nur noch Walfänger mit einer entsprechenden Ausbildung und einer daraus folgenden Lizenz an den Jagden teilnehmen dürfen. Eine ähnliche Regelung hat in den 60iger Jahren dazu geführt, dass der Walfang in Neufundland fast völlig zum Erliegen kam, weil kaum einer der Einwohner Lust hatte, das Lizensierungsverfahren zu absolvieren.

Ein ähnliches Ergebnis ist auf den Färöer-Inseln leider nicht zu erwarten. Gleichwohl werden sicherlich bis 2015 nochmals mehr Wale als jemals zuvor abgeschlachtet, aber dann wird möglicherweise eine Reduzierung eintreten.

Somit könnten die Färöer-Politiker ihr Gesicht wahren, aber auch gleichzeitig den gesundheitsgefährdenenden Walfang reduzieren und hoffentlich sogar ganz stoppen.

Jürgen Ortmüller
WDSF-Geschäftsführer