Jana V Taqana

Liebe Leser,

ich heiße Jana, bin 16 Jahre alt und möchte mit meinem Schreiben auf das unsägliche Leid der Delfine in Delfinarien aufmerksam machen. Delfine sind Säugetiere und Schnellschwimmer, die im Ozean große Distanzen zurücklegen und dabei bis zu 50 km/h erreichen können. Hinter der glänzenden Fassade der Delfinarien verbirgt sich jedoch großes Elend.

Hast du schon einmal in das vermeintlich lachende Gesicht eines Meeressäugers in Gefangenschaft gesehen? Was siehst du? Einen glücklichen, motivierten und entspannten "Flipper"? Wohl eher siehst du in die Augen eines Säugetieres, das längst resigniert hat, gedemütigt ist und in keinerlei Weise seinen natürlichen Verhaltensweisen nachkommen kann.

Auch gibt es ethische Bedenken gegen die Delfinhaltung. Wissenschaftler sprechen Delfinen - ähnlich wie sonst nur Primaten - die Fähigkeit zu, sich selbst im Spiegel zu erkennen. Hirnforscher vergleichen die Intelligenz der Meeressäuger mit der der Menschen.
Da in einem Becken nie die Gegebenheiten des Meeres nachempfunden werden können und die Haltung ein natürliches Sozial- und Jagdverhalten verhindert, ist die Gefangenschaft von Delfinen ethisch nicht vertretbar. Das Trainieren der Delfine erfolgt außerdem nicht selten mit Druck und Gewalt. Häufig tritt die sogenannte Stereotypie auf, die sich in Form von Verhaltensanomalien äußert, sodass die Tiere ein qualvolles Dasein fristen.

Ich bitte euch von ganzem Herzen, euch öffentlich und offensiv zur Wehr zu setzen, indem ihr boykottiert, informiert und demonstriert. Des Weiteren appelliere ich an alle Eltern, Pädagogen und Lehrer, Kindern das unvorstellbare Leid der Delfine - kindgerecht - vor Augen zu führen, ihre Sensibilität zu schulen und den Besuch in Delfinarien, generell in zoologischen Einrichtungen, zu vermeiden. über die fehlende Nachfrage werden die Delfinarien langfristig gezwungen sein, zu schließen. Die Kinder lernen so, alle Lebewesen zu achten und deren natürliche Bedürfnisse und Lebensweisen zu respektieren.

Eine Stunde Vergnügen für dich bedeutet für die Tiere ein ganzes Leben, gekennzeichnet durch Monotonie und Tortur - eingesperrt in einem engen Betongefängnis. Du kannst helfen, indem du den Besuch einer Delfinshow künftig ablehnst und Mitmenschen informierst. Wir fordern die Schließung aller verbliebenen Delfinarien in Deutschland!
 
Jana V Taqana
 

Widerlegbare Argumente der Zoos und Tierpfleger zur Haltung von Delfinen
(Beitrag des Meeresbiologen Norbert Kochhan, vormals WDSF-Kuratorium)

„Den Tieren geht’s gut, sie werden ständig medizinisch überprüft, alle Blutwerte sind in Ordnung.“
Dagegen spricht:
Auch Menschen, deren Blutwerte in Ordnung sind, können Depressionen oder andere psychische Erkrankungen ausbilden. Auch Lustlosigkeit und Apathie sind Alarmzeichen.

„Unsere Tiere werden beschäftigt, damit es ihnen nicht langweilig wird.“
Dagegen spricht:
Langeweile in freier Natur kennen die Tiere nicht, dort „spielen“ und „beschäftigen“ sie sich aus purer Lebensfreude. 

„Wir kümmern uns liebevoll rund um die Uhr um unsere Tiere.“
Dagegen spricht:
Sagt der Mensch. Aber er kann weder Mutter, Vater, Geschwister oder die sozialen Gefüge frei lebender Tiere ersetzen. Er ist nicht in der Lage, mit Delfinen in ihrer Sprache zu kommunizieren, er kann nur in seinem Sinn interpretieren. Denn dann würde er sicherlich genug über deren tatsächlichen Zustand erfahren. Der Mensch ist kein Delfin und kann auch diesen in seiner Fürsorge niemals ersetzen.

„Sie müssen nicht an Vorführungen teilnehmen, wenn sie nicht wollen.“
Dagegen spricht:
Hier wird mit Futterdosierung gearbeitet, um die Tiere zu „motivieren“. Hungrige Delfine sind eher bereit, sich auf Clownerien einzulassen. Delfintrainer sagen, dass die Tiere immer ihre normale Grundversorgung erhalten. Aber zu Trainingszwecken wird diese deutlich reduziert, um einen Belohnungseffekt zu erreichen.

„Sie werden bei uns weitgehend artgerecht gehalten.“
Dagegen spricht:
Künstliche Landschaften, mit künstlichen Farben und künstlichem Licht. Toter Fisch zur Fütterung, der auch noch mit Medikamenten angereichert werden muss. Kein Delfin kann ausschwimmen, kein Delfin lebt in großen Familienverbänden, wie sie in der Natur vorkommen. Das Echolot verkümmert, da es nicht benötigt wird.

Unsere Haltung der Tiere dient auch dem Artenschutz.“
Dagegen spricht:
Nie wurde auch nur ein Delfin aus einem deutschen Delfinarium ausgewildert oder ein Jungtier auf das Leben im freien Meer vorbereitet. Denn dann ließe sich mit diesen Tieren kein Geld verdienen. Sie werden im Beton geboren und sterben auch in ihm, ohne jemals das offene Meer erlebt zu haben.

„Wir haben einen Bildungsauftrag“
Dagegen spricht:
Es gibt keine offiziellen Konzepte dazu. Auf Anfrage werden angegeblich doch vorhandene Konzepte nicht ausgegeben. Warum wohl? Herkömmliche pädagogische Konzepte werden überall sonst öffentlich gemacht, weil sie auch Werbung für die Sinnhaftigkeit der Arbeit bedeuten.

Kindern werden in diesem Rahmen falsche Informationen vermittelt: Delfine sind lustig, sie spritzen mit Wasser, machen Kunststücke und können sogar Boote ziehen. Kinder wissen nichts über das wahre Leben der Tiere im Meer. Denn würden sie es wissen, wären sicherlich einige unter ihnen, die auf eine Bootsfahrt verzichten würden. Man sollte selbst Kinder nicht für dumm verkaufen.

„Diese Tierschützer haben keine Ahnung, wovon sie reden.“
Dagegen spricht:
Es gibt genügend belegbare Argumente, die gegen eine Haltung von Delfinen sprechen, Fotos traumatisierter und gelangweilter Tiere, Videos mit gleichem Inhalt, Videos, die auch Gefahren für Kinder belegen, medizinische Unterlagen, Aussagen von renommierten Wissenschaftlern, wie Lori Marino et al., Aussagen ehemaliger Delfintrainer, die die Arbeit mit den Tieren hautnah erlebt haben.

„Die Delfinhaltung ist erfolgreich, wir sind mittlerweile von Importen unabhängig.“
Dagegen spricht:
Die immense Liste an Krankheiten und an psychischem Stress verstorbener Tiere ist endlos.
Tote Tiere werden durch neue Tiere im Rahmen des EEP aus anderen Zoos ersetzt. Der Zuschauer erkennt den Unterschied meist nicht.

„Wir haben nichts zu verbergen!“
Dagegen spricht:
Zoos müssen erst verklagt werden, um an Informationen zu gelangen, die die Tatsachen über die Haltung ans Tageslicht bringen. Nach dem UIG (Umweltinformationsgesetzt) hat jeder Interessierte das Recht, solche Informationen zu erhalten. Jahrelanges Tauziehen zwischen Wal- und Delfinschutzorganisationen führten zu keinem Ergebnis. Es wurden zwar gezielte Teilinformationen, mit geschwärzten Passagen freigegeben, aber die wirklich wichtigen Interna der Zoos wurden zurückbehalten. Warum wohl? Zur Zeit laufen die Auswertungen der Unterlagen.

„Die Tiere müssen bei uns nicht einmal selbst jagen und haben auch keine natürlichen Feinde. Das sollten die Tierschützer auch mal anerkennen!“
Dagegen spricht:
Muss ich zu diesem Unsinn einen Kommentar abgeben?

Mein FAZIT:
Die Zoos haben keine Argumente. Sie müssen so argumentieren, weil sie sonst scheinbar finanzielle Verluste hinnehmen würden.
Es geht aber auch anderes in der finanziellen Denkweise, hier an zwei aktuellen Beispielen:
Münster schließt, weil die Kosten für einen größeren Umbau, der nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auch keine deutliche Verbesserung bringen würde, nicht mehr tragbar sind. Münster erarbeitet ein Konzept mit einem neuen privaten Betreiber, der mit Seelöwen arbeiten wird, um damit finanzielle Lücken wieder zu schließen.
Das Connyland schließt seine Delfin-Show, weil der Druck der öffentlichkeit zu groß wurde. Ein Konzept für die Delfinanlage liegt bereits vor, mit dem sich sicher noch mehr Kohle machen lässt, als mit gequälten Tieren.

Norbert Kochhan (Meeresbiologe und Logopäde)
 


Zweifelhafter Wissenschaftsbezug im Delfinarium Münster
(Dr. Christian Schulze - Ruhr-Universität-Bochum)

04.10.2010 - Spiegel-online:
Umstrittene Shows - Das langsame Sterben der Delfinarien

Delfinarium Münster - geschlossen (WDSF-Foto)

Auszug aus dem Spiegel-online Artikel:

"Grundsätzlich werden die Delfinarien ein Auslaufmodell sein", meint der Chef des Wal- und Delfinschutz-Forum, Jürgen Ortmüller. Für Ortmüller ist das Delfinarium ein Ort des Schreckens. Die Tiere würden gequält, lebten auf zu kleinem Raum in unhygienischen Becken, in die kein Sonnenlicht komme, sagt der Kritiker. "Die antrainierten Kunststücke machen sie nur, weil sie gefüttert werden." Kein Delfin springe in Freiheit über Hindernisse. "Delfine können niemals artgerecht gehalten werden", sagt Ortmüller, "Die Lebensqualität von Delfinen in Gefangenschaft ist gleich null."

Im Münsteraner Delfinarium ist der Beckenrand grün, der Boden schwarz gefleckt. Es hat sich Moos gebildet. Feldhoff räumt ein: "Wir kommen mit dem Säubern einfach nicht hinterher." Aber das habe nichts damit zu tun, wie es den Tieren ginge. Größer könnte das Becken sicherlich sein. Und schön wäre eines draußen, sagt er.