Demo vor dem Tiergarten Nürnberg (WDSF-Foto)Mai 2016/akt. 2017 (ots) - Mit einer Demonstrationstour durch sieben europäische Länder vor 19 Delfinarien haben Tierschützer der deutschen Tierschutzorganisationen ProWal mit Unterstützung des Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) auf das Leid von Delfinen in Delfinarien in der EU aufmerksam gemacht mit dem Ziel, dass sämtliche Delfinarien geschlossen werden. Nordbayern.de berichtete über die Aktion.

Die vierwöchige Demonstrationstour startete am 7. Mai 2016 um 11:00 Uhr in Nürnberg vor dem Tiergarten und führte über Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und Holland bis nach Belgien. Auch der Zoo Duisburg stand am 1. Juni auf dem Plan. Sie endete am 4. Juni mit einer Abschluss-Kundgebung vor dem Europäischen Parlament in Brüssel mit vereinbarten Gesprächsterminen mit Europa-Parlamentariern.

Die Tierschützer bemängeln nicht nur, dass den Meeressäugetieren in den Delfinarien viel zu wenig Platz zur Verfügung stehe, sie dort ihre natürliche Bedürfnisse nicht ausleben könnten, die Tiere durch den toten Futterfisch oftmals ihren eigenen Flüssigkeitshaushalt nicht ausgleichen würden, aber auch, dass die Tiere in einem Wasser leben müssten, welches chemisch mit Chlor oder Ozon aufbereitet würde und dass sie fortlaufend mit Medikamenten versorgt werden müssten.

Andreas Morlok, Geschäftsführer von ProWal: "In dieser Chemiebrühe können nicht einmal Fische überleben. Obwohl schwerwiegende gesundheitliche Risiken wie Dehydratation, Augen-, Haut- und Lungenprobleme längst bekannt sind, ist der Einsatz von Chlor und Ozon für die Wasseraufbereitung in fast allen Delfinarien gängige Praxis. Das muss nun endlich europaweit gesetzlich verboten werden, so wie letztjährig (Anm.: 2015) bereits in der Ukraine."

Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des deutschen Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF), sieht insbesondere das Delfinarium im Tiergarten Nürnberg im Zugzwang: "Wie uns der Tiergarten Nürnberg jetzt mitteilte, gibt es anlässlich der anstehenden millionenschweren Sanierung der Becken größte Probleme, die Delfine während der Bauphase in anderen Delfinarien unterzubringen. Abgesehen davon ist jeder Transfer Stress für die sensiblen Meeressäuger. Wenn der Tiergarten die aktuellen Vorgaben der Rechtsgrundlagen des Säugetiergutachtens für die verhaltensgerechte Unterbringung der Delfine nicht erfüllen kann, ist eine Tierquälerei im Sinne des Tierschutzgesetzes vorprogrammiert."

Die Delfinarien müssten vorausschauend dafür sorgen, wo Delfine grundsätzlich untergebracht werden können, wenn Schließungen anstehen. Derzeit sind sämtliche organisierten Delfinarien im Europäischen ErhaltungsZuchtprogramm (EEP) in Westeuropa weitgehend überfüllt. ProWal und WDSF fordern schon seit Jahren betreute Meeresbuchten, zumal die Delfine ohne entsprechendes Training nicht einfach ausgewildert werden könnten, heißt es von den Tierschützern.

Andreas Morlok: "Die Besucher lernen in der künstlich geschaffenen Welt der Delfinarien nichts über die Natürlichkeit von Delfinen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse, die in Delfinarien erzielt werden, sind auf freilebende Populationen nicht übertragbar und damit wertlos. Mit Arterhaltung haben diese Anlagen in der EU ohnehin nichts zu tun, denn noch nie wurde von ihnen ein in Gefangenschaft gehaltener Delfin ausgewildert. In Wahrheit stecken hinter jedem Delfinarium rein finanzielle Interessen."

Obwohl es kaum noch Platz für weitere Tiere in den europäischen Delfinarien gäbe, werde weiterhin an der Zucht festgehalten, denn der Handel mit Delfinen sei immer noch äußerst lukrativ, heißt es von ProWal und WDSF. Die beiden Tierschutz-Organisationen wollen dem Europäischen Parlament durch die Aufdeckung von bisher geheim gehaltenen Papieren belegen, dass ein Delfin, der in Italien geboren wurde, kürzlich für 366.000 Euro an ein anderes Delfinarium abgegeben wurde.

Morlok: "Wir sind sehr zuversichtlich, dass das Europäische Parlament ein Gesetz beschließen wird, um die miserablen Haltungsbedingungen für die Delfine zu beenden. Die ersten Parlamentarier haben bereits ihre Unterstützung zugesagt."

Weitere Informationen zur Kampagne "EU-Dolphinarium Free" auf der ProWal-Webseite unter: http://walschutzaktionen.de/2881311/home.html
Demo-Tour 2016 (Maps)