15.05.2013 - Zoodirektor nennt Bundestag Zahl der toten Tümmler in Duisburg (WAZ)

Herkunft der Wildfänge

Der Duisburger Zoodirektor Achim Winkler bezieht sich bei der Herkunft der Delfine in den beiden Delfinarien in Deutschland (Duisburg und Nürnberg) immer wieder pauschal auf die Fanggebiete Mexiko und Kuba, die an den Golf von Mexiko angrenzen. Die Gewässer um Kuba und Mexiko sind jedoch sehr unterschiedliche Lebensräume für Große Tümmler. Bei den derzeit noch lebenden Wildfängen in Duisburg handelt es sich um Ivo (Mexiko) und Pepina (Kuba). Die Delfinmutter Flapine des noch lebenden Delfins Delphi wurde 1981 aus Texas/USA (Golf von Mexiko) importiert und starb 1994. Ebenfalls in 1981 kam das Männchen Playboy aus den Gewässern der Isla Cozumel in Mexiko in das Duisburger Delfinarium und starb 2000 (Nachzuchten durch Playboy sind die beiden noch lebenden Delfine Delphi und Daisy).

Cozumel/Mexiko ist eine der östlichen Küste der mexikanischen Halbinsel Yucatán vorgelagerte Insel. Selbst die Flachwasserbereiche haben eine Tiefe von bis zu 40 Metern. Cozumel war ursprünglich eine einzige Korallenbank, die flach auf einem etwa 600 Meter tiefen Sockel im Meer lag. Die Gesamtoberfläche des Golfs von Mexiko beträgt etwa 1.550.000 km², von denen das südliche Drittel in den Tropen liegt. Das Mexikanische Becken im Zentrum erreicht eine Tiefe von 4375 m. Dass die Duisburger Delfine, wie von Winkler stereotyp behauptet wird, in freier Wildbahn nicht tiefer als wenige Meter tauchen könnten, ist völliger Unsinn und soll lediglich eine Rechtfertigung für die kleinen und flachen Betonbecken im Delfinarium sein.

In der NRW-Landtagsanhörung (Wortprotokoll des Anhörung) am 28.04.2014 zum Antrag der Fraktion der PIRATEN "Verbot der Haltung von Delphinen", der vom WDSF inhaltlich begleitet wurde, äußerte sich der Duisburger Zoodirektor Achim Winkler: „Bei uns im Zoo Duisburg wird ganz bewusst, wie in den anderen Delfinarien auch, die Küstenform des Großen Tümmlers gehalten. ... Unsere Tiere stammen aus dem Golf von Mexiko vor Florida, wo die Tiere im natürlichen Lebensraum in Lagunen und Buchten leben." Soweit sich Winkler auf den zitierte Lebensraum "in Lagunen und Buchten" in der Sarasota Bay in Florida für Große Tümmler bezieht, wird allerdings in der Enzyklopädie der Meeressäuger von anerkannten Wissenschaftlern, unter anderem Bill Perrin, Bernd Würsig, J.G. M. Hans Thewissen und Peter Tyack mit einem Ausmaß von etwa 125 km2 angegeben. Dieser relativ große Bereich mit teilweise mehr als 12 Meter Wassertiefe entspricht keinesfalls dem Lebensraum der Delfine in einem Delfinarium.

Winkler weiter in der Landtagsanhörung (s.S. 13): "... Es gibt keine Wildfänge – zum Glück – in den Delfinarien in Europa, die in unserem Verband organisiert sind, in der European Association for Aquatic Mammals (Anm.: EAAM). In diesem Verband, dem nur die besseren Delfinarien angehören, gibt es seit 2003 keinen Wildfang mehr – der letzte Wildfang ist 1990 nach Deutschland gekommen." Winkler bezieht sich in seinem zweiten Satz nicht ausschließlich auf Delfinarien in Europa, sondern auf Delfinarien, die dem Verband (EAAM) angehören.

Diese Aussage des Zoodirektors Achim Winkler ist falsch!

Auf der Internetseite der EAAM sind die Mitglieder der EAAM aufgelistet. Wildfänge nach dem Jahr 2003:

1) Im Sea World San Antonio in Texas (EAAM-Mitglied) wurde ein Großer Tümmler als Wildfang (07.04.2007) am 14.05.2008 in das Delfinarium importiert. Ebenso wurde ein weiterer großer Tümmler (Wildfang 03.11.2009) am 04.03.2010 in das San Antonio-Delfinarium importiert.
2) Im Sea World Orlando (EAAM-Mitglied) werden seit 2011 vier Pilotwale (Delfinart) als Wildfänge für Showzwecke verwendet.
3) Im Sea World San Diego (EAAM-Mitglied) wird ein am 10.01.2004 als Wildfang transferierter Pilotwal (Delfinart) für Showzecke gehalten.
4) Ein Orca (Delfinart) wurde als Wildfang seit 23.10.2010 in Harderwijk/Holland gehalten und am 29.11.2011 für Showzecke in den Loro Parque (EAAM-Mitglied) transferiert.
5) Im EAAM-Verbandsdelfinarium in Harderwijk/Holland werden seit 2007 vier Kleine Tümmler (Delfinart/Schweinswal) als Wildfänge für Showzecke vermarktet (drei Wildfäge aus 2007, ein Wildfang aus 2011).

Quellenangabe Ceta-Base: http://www.ceta-base.com/phinventory/