Falsche Ankündigungen über die Schließung führten zu Irritationen

(WDSF - akt. 05.02.2013) Der Allwetterzoo Münster hatte zuerst im Dezember 2012 auf seiner Internetseite angekündigt, dass die "Delfine noch bis zum Ende der Weihnachtsferien im Allwetterzoo Münster sind". Am 04. Januar 2013 korrigierte der Zoo seine Aussage auf der Homepage: "Unsere Delfine werden den Allwetterzoo Anfang 2013 verlassen. Solange sie noch in Münster sind, werden sie während der Vorführungen immer mal wieder zu sehen sein". Dann hieß es aus Zookreisen, dass der Transfer im März 2013 geplant sei - wohin sei aber ungewiss.
Das Umweltamt der Stadt Münster, als Genehmigungsbehörde für das Delfinarium, hatte dem WDSF bis zum 31.01.2013 telefonisch versichert, dass dort noch kein erforderlicher Antrag für einen Transfer der Delfine vorliegt. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hatte nach Aussage gegenüber dem WDSF bis Anfang Januar 2013 auch keinen Antrag für einen außereuropäischen Transport vorliegen. Nach diesen Informationen ließe sich vermuten, dass die drei Delfine innerhalb der EU bleiben würden, aber nicht in Deutschland. Am 05.02.2013 verkündeten die Medien, dass die Delfine in das holländische Delfinarium nach Harderwijk transferiert wurden.

Dem WDR sagte der neue Miteigentümer des Münsteraner Delfinariums Henk Hiddingh am 30.01.2013:

WDR: "Die Delfine sollen also verschwinden. Die Frage ist, wohin. Sie sind in Gefangenschaft geboren und aufgewachsen, sie können nicht in die Freiheit entlassen werden, sondern nur in andere Delfinarien wechseln." Henk Hiddingh dazu: "Die Entscheidung treffen nicht wir allein. Da haben die Delfinarien in Nürnberg und im niederländischen Harderwijk ein Wörtchen mitzureden. Ihnen gehören die drei Delfine, und sie wollen nicht, dass wir hier in Münster den Transporttermin und den Bestimmungsort der Tiere bekannt geben." Hiddingh selbst hält das für richtig. "Aktivisten von Tierschutzorganisationen können bei einem solchen Transport sehr störend sein. Diese Erfahrung haben andere Delfinarien schon machen müssen. Wir wollen das nicht. Wir wollen kein Risiko", sagt Hiddingh.

Bauliche Mängel Ursache der Schließung

Das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) hatte bereits im Jahr 2008 bauliche Mängel in dem in die Jahre gekommenen Delfinarium in Münster beanstandet und die Aufsichtsbehörden eingeschaltet. Daraufhin erteilte die Stadt Münster dem Delfinarium in der aktualisierten Betriebsgenehmigung am 13.11.2008 entsprechende Umbauauflagen. Nach Angaben des Zoos hätte ein erforderlicher Gesamt-Umbau des Delfinariums etwa 20 Millionen Euro gekostet, die weder der Zoo noch das Delfinarium zur Verfügung hatte. Dem WDSF war es durch die Mängelrüge und die jahrelangen Protestaktionen zusammen mit ProWal gelungen, eine endgültige Schließung der maroden Hallen für die Delfine herbeizuführen.

Verbleib der Tiere ungewiss - Delfinarium schwimmt im Geld

Über den letztendlichen Verbleib der drei letzten Delfine und das vorgesehene Transportdatum schwieg der Allwetterzoo und der Inhaber des Delfinariums, Henk Hiddingh, beharrlich. Die Zoo-Sprecherin Zühlke verwies das WDSF am 08.01.2013 an das privat geführte Delfinarium (Delphinarium Münster GmbH). Delfinbesitzer Hiddingh verweigerte dem WDSF auf telefonische Anfrage ein aufklärendes Gespräch. Mitte 2012 hatte die Geschäftsführung des "privaten" Delfinariums gewechselt. Eigentümer des Delfinariums und Besitzer der Delfine war bisher schon der Holländer Henk Hiddingh, der inzwischen auch als Geschäftsführer fungiert. In der Bilanz im Bundesanzeiger (dort >Delphinarium Münster GmbH< unter Suche eingeben) weist das Delfinarium für das Jahr 2011 einen Jahresgewinn von 258.748 Euro aus, wobei das Geschäftsführergehalt bereits abgezogen ist. Zusammen mit dem Gewinnvortrag werden per 31.12.2011 insgesamt rund 790.000 Euro ausgewiesen, wobei sich das Anlagevermögen mit den Delfinen auf über 1,2 Millionen Euro beläuft; ein lukratives Geschäft mit den drei Delfinen und den acht Kalifornischen Seelöwen in den kleinen Betonbecken. Nach der Abgabe der Delfine soll die Show mit den derzeit acht Seelöwen weitergehen, ohne dass ein kostspieliger Umbau vorgenommen werden muss. Die rechtlichen Auflagen für die Seelöwen bzw. Robbenhaltung sind erheblich geringer als für die Delfinhaltung.

Demonstrationen befürchtet - Delfinbullen will keiner haben

Nach Angaben des Zoos im Januar 2013 gab es Schwierigkeiten, die Delfine überhaupt woanders zeitnah unterzubringen, obwohl die Betreiber nach der Schließungankündigung des Delfinariums dazu über zwei Jahre Zeit hatten. Nach eigenen Angaben wurden seitens des Zoos anlässlich des anstehenden Delfin-Transports Demonstrationen oder Störungen von Tierschutzorganisationen befürchtet, die allerdings seitens des WDSF nicht geplant waren. Die Organisationen WDSF und ProWal hatten zwischen den Jahren 2008 bis 2010 mehrfach gegen die „katastrophale Delfinhaltung“ in Münster protestiert.

Im Jahr 2010 hatte der Münsteraner Zoo-Direktor Jörg Adler nach den mehrfachen Protestaktionen sichtlich genervt das Ende des Delfinariums für das Jahr 2012 angekündigt. Im Sommer 2012 hieß es dann, dass die Delfine im Herbst den Zoo verlassen sollten. Auf eine Anfrage des ZDF und vom WDR vom 04.01.2013, die dem WDSF bestätigt wurde, hieß es vom Zoo, es sei noch gar nicht geklärt, wann das Delfinarium endgültig schließen würde. Hier wurden die Besucher offenbar an der Nase herum geführt. Jede Ankündigung der beabsichtigten Schließung brachte nochmals einen letzten Zuschauerschub.

Tatsächlich scheiterte der planmäßige Delfin-Transfer ganz offensichtlich daran, dass kein anderes Delfinarium in Europa die drei männlichen Delfine aus Münster aufnehmen wollte, weil sie sich inzwischen im geschlechtsreifen Alter befanden. Delfinbullen liefern sich regelmäßig Rangkämpfe und sind daher für die Show-Delfinarien wegen der Verletzungsgefahr nicht gefragt. In den kleinen Gehegen haben die Delfine keine Möglichkeit wie in freier Wildbahn auszuweichen. Delfinarien werden in der Regel mit einem geschlechtsreifen Delfinbullen und ansonsten mit Delfinweibchen "bestückt". 

Angebot einer Tierschutzorganisation über 10.000 Euro für einen Transfer in eine betreute Meeres-Lagune

WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: „Wir begrüßen die angekündigte Schließung des Delfinariums in Münster als großen Erfolg für den Schutz der Delfine. Das alles ist auf das intensive Zusammenwirken von Tierschützern mit Protestaktionen und auf unsere Interventionen bei den Aufsichtsbehörden zurückzuführen. Es ist nicht die Aufgabe von Tierschützern oder Tierschutz-Organisationen, die Unterbringung der Delfine an einem anderen Ort zu finanzieren, zumal sie sich im Eigentum der Delfinarien-Besitzern befinden. Im Januar 2013 bot die Tierschutz-Organisation PETA dem Delfinarium 10.000 Euro Spende an. Das Geld sollte für eine menschenbetreute Lagune bestimmt sein, zumal die drei Nachzuchten nicht ausgewildert werden können. Weltweit haben die Zoos allerdings noch nicht dafür gesorgt, eine derartige Anlage zu schaffen, in der Delfine nach einer Delfinariums-Schließung unterkommen könnten. Es ist Aufgabe von Delfinbesitzern, wie Henk Hiddingh in Münster, die Tiere artgerecht auf eigene Kosten dort unterzubringen, wo sie es besser haben als z.B. in dem 10 x 20 Meter-Becken in Münster. Der Delfinarien-Eigentümer in Münster hat pro Jahr über 750.000 Euro vom Allwetterzoo an Eintrittsgelder-Anteilen erhalten, wobei der Allwetterzoo selbst mit jährlich über 3 Millionen Euro aus Steuergeldern durch die Stadt bezuschusst werden musste. Diese Angaben ergeben sich aus den im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanzen des Allwetterzoos. Das WDSF hatte bei der Stadt Münster als zuständige Aufsichtsbehörde mehrfach beantragt, dass die drei Delfine in Münster bei einem geplanten Transfer zusammen bleiben und eine bessere Unterkunft als bisher bekommen sollten, zumal sie als Nachzuchten nicht ausgewildert werden können, da sie das natürliche Fress- und Jagdverhalten nie erlernt haben. Eine menschenbetreute Meeres-Lagune wäre unter den gegebenen Umständen das Optimum gewesen. In diesem Zusammenhang hatte das WDSF am 04. Januar 2013 dem zuständigen Veterinäramt Münster nochmals eine detailiierte to-do-Liste auf der Basis rechtlicher Vorschriften vorgelegt, zumal die Behörde auch die Voraussetzungen des Ziel-Delfinariums prüfen muss."

"Delfinarien entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist"

Selbst Zoo-Chef Jörg Adler musste zugeben, dass „Delfinarien nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen“. Ortmüller vom WDSF hätte sich gerne mehr Offenheit bei den Informationen des Zoos gewünscht, denn der Streit um die Delfine hält an. Nachdem das WDSF im Nürnberger Tiergarten Mitte 2012 nach einer Akteneinsicht aufgedeckt hatte, dass die Delfine fast täglich mit Psychopharmaka behandelt werden, wurde dies auch in Münster vermutet. Eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz an das Münsteraner Delfinarium auf Akteneinsicht blieb unbeantwortet. Das WDSF hatte daher Klage gegen den Betreiber des Delfinariums beim Verwaltungsgericht Münster eingereicht und einen Antrag auf einstweilige Anordnung gestellt, damit gewährleistet bleibt, dass die Akten nicht zusammen mit den Delfinen weggeschafft werden. Im Hinblick auf das "private Delfinarium", das keiner staatlichen Aufsicht unterliege, wurde der Eilantrag zwar abgewiesen, es wurde jedoch erreicht, dass das Delfinarium dem Gericht versichert hat, dass die Unterlagen bis zum Entscheid der Hauptklage des WDSF weiterhin zur Verfügung stehen würden. Nachdem die Delfine endgültig den Allwetterzoo verlassen hatten und in das Freiluftgehege nach Harderwijk transportiert worden waren und auch feststand, dass im Zoo auch künftig keine Delfine mehr gehalten werden, hatte das WDSF seine Klage zurückgezogen.

Von den ehemals zehn Delfinarien in Deutschland wurden nun mit Münster insgesamt acht wieder geschlossen. Nur noch der Duisburger Zoo und der Tiergarten Nürnberg bieten die Delfinshows an. Das WDSF fordert auch die Schließung dieser Delfinarien und bittet die Besucher, keine Eintrittkarten für diese Zoos zu kaufen. --

Pressekontakt:

Jürgen Ortmüller, Gründer und Geschäftsführer des WDSF

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