ZDF interessiert sich für den Färöer-Walfang und die Tierschutz-Aktivitäten von Jürgen Ortmüller mit dem WDSF

ZDF-Interview mit Jürgen Ortmüller (WDSF-Foto)

(JSG-Beitrag* - akt. 13.10.2013) Das ZDF-Magazin „Volle Kanne“ berichtete am Freitag, den 04. Oktober 2013 anlässlich des Welttierschutztages auch über das alljährliche Walmorden auf den Färöer-Inseln. Dabei befasst sich das TV-Magazin mit dem Engagement des Hagener Tierschützers Jürgen Ortmüller, der sich seit 15 Jahren für den Wal- und Delfinschutz einsetzt und im Jahr 2007 mit Unterstützung des Ex-TV-"Flipper"-Trainers Richard O'Barry (Oscar und Bambi-Preisträger) die Tierschutzorganisation Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) gegründet hat (vollständiger Sendebeitrag auf Facebook).
 
Die selbstständige Tätigkeit als Steuerberater gibt Ortmüller die Zeit, sich auch ehrenamtlich intensiv zu engagieren. Mit seiner kleinen aber wirkungsvollen Organisation, die von Wissenschaftlern und Meeresbiologen unterstützt wird, konnte er bereits mehrfach Delfinarien schließen lassen, nachdem er Mängel bei der Delfinhaltung aufgedeckt hatte. 

In den Jahren 2000 (s.a. Wikipedia "Spektakuläre Aktionen") und 2010 war Jürgen Ortmüller auf den Färöer-Inseln, um den alljährlichen blutigen Walfang öffentlich zu machen und letztendlich dazu beizutragen, dass der Walfang gestoppt wird. Seit Jahrhunderten werden an den Stränden der autonomen europäischen Inselgruppe, die zwischen den Shetland-Inseln und Island liegt, jedes Jahr Hunderte von Walen und Delfinen grausam und blutig abgeschlachtet. Allein im Jahr 2013 waren es 1.534 Meeressäuger die dort ihr Leben lassen mussten. Das Walfleisch und der Walspeck wird an die Bewohner kostenlos verteilt und landet bis zur nächsten Walfangsaison in ihren Kühltruhen. Nicht verbrauchtes Walfeisch wird bei Neuschlachtungen entsorgt, so die Aussage von Färingern gegenüber Jürgen Ortmüller bei seinem Inselbesuch.

Als Angler getarnt: Skandalöses Walabschlachten aufgedeckt - Strafanzeige

Jürgen Ortmüller als Pseudoangler (WDSF-Foto)

Seit seinem letzen Besuch auf den Färöer-Inseln im Jahr 2010, als Ortmüller sich als Angler getarnt mit seinem Tierschutzfreund Andreas Morlok von ProWal die Inselgruppe besucht hatte, intensivierte er seine Aktivitäten zum Schutz der Wale. Die Tierschützer hatten zwei skandalöse Walfänge in den Inselorten Klaksvik und Husavik aufgedeckt, bei dem die Bewohner versucht hatten unter schwierigsten Umständen Walschulen mit 228 Tieren (Filmbericht: Klaksvik) und 193 Tieren (Filmbericht: Husavik) zu töten. In Klaksvik war der für die Walschlachtung vorgesehene Strandbereich wegen Bauarbeiten gesperrt, sodass die Tiere in tiefem Wasser in einem kleinen Hafenbereichs bis in die Dunkelheit der Nacht getötet werden mussten. Dabei wurden die Wale unsachgemäß mit nicht zugelassenen Haken und Messern massakriert. Bei starkem Sturm fehlte es in Husavik mit nur 126 Einwohnern an Helfern für die Waljäger, sodass ein Großteil der Grindwale nach Aussagen eines Auariumbetreibers in der Hauptstadt Thorshavn während der Nacht über mit Seilen an Booten festgebunden wurde, um sie erst bei Anbruch des nächsten Tages abzuschlachten. 169 Wale wurden dabei in Husavik am 08.07.2010 grausam getötet und 24 Tiere erst am nächsten Morgen. Darunter befanden sich auch schwangere Walweibchen und Walbabys. Solch ein Vorgehen ist allerdings selbst nach den Färöer-Regeln untersagt.


In den nationalen Vorschriften heißt es, dass die Wale kurz und schmerzlos getötet werden müssen und der Schlachtbereich innerhalb von 24 Stunden vollständig gereinigt sein muss. Ortmüller stellte mit dem WDSF Strafanzeige wegen Tierquälerei gegen die Verantwortlichen und gegen den Polizeikommandanten, der die Waljagd geleitet hatte.  Mit den Ermittlungen und Zeugenbefragungen wurde die dänische Polizei von der Staatsanwaltschaft in Kopenhagen beauftragt, weil die Färöer-Polizei nicht selbst gegen sich ermitteln darf. Plötzlich fanden sich jedoch keine Zeugen mehr bei den Färöer-Bewohnern, um den eigenen Regelverstoß zu bestätigen. Die dänische Generalstaatsanwaltschaft teilte dem WDSF mit, dass sie daher das Verfahren einstellen müsse. Gleichzeitig ermutigte die dänische Ermittlungsbehörde Ortmüller jedoch in einem Schreiben „seine Anliegen des Walschutzes auf der politischen Ebene fortzuführen“.

Politische Einflussnahme und Folgen der WDSF-Strafanzeige

Petitionsübergabe im Färöer-Parlament (WDSF-Foto)

Politisch intervenierten die Tierschützer beim Färöer-Parlament mit einer persönlich übergebenen Petition für den Stopp des Walfangs mit rund 60.000 Unterschriften aus aller Welt. Leider führte auch diese Protestaktion anfänglich zu keinem spürbaren Erfolg, denn der Walfang wurde unvermindert fortgesetzt. Allerdings hat das zuständige Ministerium des kleinen Inselstaates mit rund 48.000 Einwohnern nach der Anzeige des WDSF im Jahr 2013 ein Gesetz erlassen, dass ab 2015 jeder Walfänger zur Teilnahme an der Waljagd eine Lehrgangsteilnahme nachweisen muss, damit sich ein solch grausamer Walfang wie in Klaksvik nicht wiederholt. Auch die Tötungswerkzeuge sollen geändert werden, um möglichst keine Leiden bei den Tieren beim Abschlachten hervorzurufen. Ortmüller spricht von einer „Lizenz zum Töten“, hofft aber, dass sich nur wenige Walfänger die Mühe machen werden, eine solch aufwändige Zertifizierung zu erlangen. ähnliche Regelungen traten in den 60er Jahren in Neufundland in Kraft und hatten zur Folge, dass der Walfang fast völlig zum Erliegen kam, so der Färinger Rúni Nielsen.
 
Nachdem das WDSF mit Jürgen Ortmüller bei seiner Anzeige durch Beweisfotos zusätzlich bemängelt hatte, dass das Walfleisch entgegen der internationalen und nationalen Färöer-Bestimmungen kommerziell in Restaurants vermarktet wird, muss jeder Verkäufer nun seit 2010 auch eine Genehmigung für den öffentlichen Verkauf beantragen.

Walfleisch-Verteilung auf den Färöer-Inseln - Parkinson-Risko hoch

Touristen sollten keine Fischwaren auf den Färöer-Inseln zu sich nehmen, um eine mögliche Gesundheitsgefährdung auszuschließen. Zu Parkinson-Erkrankungen auf den Färöer-Inseln schreibt die WELT: "Dänische Forscher entdeckten bei den Bewohnern der Faröer-Inseln, dass diejenigen, die das meiste belastete Walfleisch aßen, auch das höchste Parkinson-Risiko hatten." Die Färöer-Gesundheitsbehörde selbst warnt vor dem Verzehr des kontaminierten Walfleischs. Die Versorgungslage mit Lebensmitteln und Konsumgütern ist außerordentlich gut.

"Den finanziellen Wurstzipfel vor der Nase abschneiden" - AIDA protestiert - DFB distanziert sich vom Walfleischverzehr

Kreufahrten zu den Färöer-Inseln stoppen (hh Design/Michaela Stoff))Das alles sind Steine, die Ortmüller den Walfängern in den Weg legt, um den Walfang zu stoppen: „Wenn es zu unbequem wird, die Wale zu jagen, nehmen hoffentlich viele der Färinger von dieser unzeitgemäßen Tradition Abstand“, ist Ortmüller überzeugt.
 
Der Tierschützer forderte in einem weiteren Schritt erfolgreich das Hamburger Fischunternehmen Gottfried Friedrichs unter Hinweis auf den grausamen Walfang und einen möglichen Boykott-Aufruf der Firma auf, keinen Lachs mehr von den Färöer-Inseln einzukaufen. Das Unternehmen reagierte sofort und versprach, seinen Lachs-Import von den Färöer-Inseln zu beenden und wie bisher schon auf norwegische Ressourcen auszuweichen.

Damit nicht genug setzte Jürgen Ortmüller mit dem WDSF das Kreuzfahrtunternehmen AIDA im Sommer 2013 unter Druck, seine touristischen Anlandungen auf den Färöer-Inseln zu stoppen. Zwei geplante Anlandungen der Vergnügungsdampfer im September im Hafen von Klaksvik wurden von AIDA abgesagt - angeblich aufgrund eines Sturmtiefs. Das WDSF recherchierte jedoch, dass es zum geplanten Anlandungszeitpunkt kein Sturmtief gegeben hat. Den Gästen auf einem der AIDA-Schiffe wurde im Zusammenhang mit der Absage der Anlandung eine Wetterpräsentation aus dem Vorjahr 2012 gezeigt. Ob dies nur ein Druckfehler oder das Vortäuschen falscher Tatsachen war, mag dahingestellt bleiben. Wichtig war vielmehr, dass die AIDA-Unternehmensleitung in Abstimmung mit dem WDSF dem Premierminister der Färöer-Inseln einen Protestbrief übermittelte, in dem sie zum Ausdruck brachte, dass die Färinger den Walfang aus Tierschutzgründen stoppen sollen. AIDA würde ihre Gäste vor dem Verzehr des kontaminierten Walfleischs warnen, hieß es in dem Brief und der AIDA-Hafeninformation. "Statt der Waljagden wäre es wünschenswert, sich für den Tierschutz einzusetzen und Touristen alternativ die Walbeobachtung anzubieten", so AIDA.

Nachdem Ortmüller den Deutschen Fußball Bund (DFB) gebeten hatte, bei dem WM-Qualifikationsspiel auf den Färöer-Inseln im September 2013 kein Walfleisch zu verzehren, versprach ihm der DFB in einem Schreiben, dass sie auf jeden Fall wie üblich einen eigenen Koch mitbringen würden, der darauf achte, dass kein Walfleisch auf den Tisch komme. Auch Nationaltrainer Löw sicherte zu, dass er kein Walfleisch essen würde. Die Färöer-Medien berichteten über die Kooperation des WDSF mit dem DFB.

Schreiben des DFB vom 28.08.2013 an das WDSF

Sehr geehrter Herr Ortmüller,
 
vielen Dank für Ihre E-Mail an Herrn Grittner, den Pressesprecher der Nationalmannschaft und die darin übermittelten Informationen, die wir zur Kenntnis nehmen. Der DFB hat bei jedem Länderspiel einen eigenen Koch dabei , der sich mit größter Sorgfalt dieser Thematik annehmen wird.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Karin Keller


 
Deutscher Fußball-Bund e.V.
Direktion Kommunikation
und öffentlichkeitsarbeit
60528 Frankfurt / Main

Wirtschaftlicher Druck und Kommunikation sollen Walfang stoppen

Jürgen Ortmüller auf den Färöer-Inseln (WDSF-Foto)

Ortmüller weiß, dass dies Maßnahmen sind, um finanzielle Einbußen der Färöer-Inseln herbeizuführen: „Ich habe mich jetzt 13 Jahre lang bemüht, durch Proteste, Petitionen, Strafanzeigen und eigene Besuche an die Vernunft der Färinger zu appellieren. Dadurch konnten Boykott-Aktionen von großen Firmen wie AIDA und dem Fischunternehmen Gottfried Friedrich herbeigeführt werden. Ebenso wurden die Färöer-Gesetze zum Walfang durch ein Lizensierungsverfahren erheblich verschärft und der kommerzielle Walfleisch-Verkauf auf der Inselgruppe wurde in ein strenges Genehmigungsverfahren aufgenommen. Wir müsssen den Färingern, die das Walfleisch umsonst erhalten, eben den finanziellen Wurstzipfel vor der Nase abschneiden“.
 
Der Walschützer gibt die Hoffnung nicht auf, dass auch eine persönliche Kommunikation vielleicht doch noch zu einem Stopp des Walfangs führt. Wesentlich sei, die Färinger davon zu überzeugen, dass das Walfleisch, das sie seit Generationen verzehren, inzwischen durch gesundheitsschädliche Belastungen mit Quecksilber, PCB und Pestiziden verseucht ist und sie sich selbst und ihre Kinder gefährden.
 
über das Internetportal Facebook tauscht sich Ortmüller mit Walfängern von den Färöer-Inseln aus. Ortmüller: „Wenn wir nicht mit den Färingern sprechen, werden wir einander nicht verstehen und es wird schwierig, das Abschlachten der Meeressäuger zu erreichen. Die eingefleischten Walfänger werden wir allerdings wohl nie umstimmen können.“—
*JSG=Journal Society GmbH - Mediengesellschaft

Grafikgestaltung M.L. Monika Laubach  Quelle und Lizenzbedingungen unter Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Faroe_Islands_location_map.svg Positionskarte der Färöer: Erik Frohne und http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Atlantik-Karte.png&filetimestamp=20050226195943

 

Weitere Meldungen 2013:

18.12.2013 - Streit um Fischfangquoten - Färöer fürchten immense Verluste durch EU-Bann (neues deutschland)

19.11.2013 - WDSF-Strafanzeige rettet Delfine - Färöer-Polizeipräsident erklärt sich als befangen

05.11.2013 - Färöer wollen Welthandelsorganisation wegen EU-Sanktionen anrufen (Fischmagazin)

04.10.2013 - ZDF-Mediathek: Ein Leben für den Tierschutz - Gegen das Walfang auf den Färöer-Inseln (TV-Bericht auch auf Facebook)
09.09.2013 - Joachim Löw: "Walfleisch würde ich nicht essen"

08.09.2013 - DFB-Team Tür an Tür mit Färingern - kein Walfleisch (Süddeutsche Zeitung)

27.08.2013 - AIDA-Kreuzfahrtunternehmen fordert Walfangstopp von Färöer-Regierung (ots/dpa)
Veröffentlichung in der Färöer-Zeitung Vágaportalurin

26.08.2013 - Fußballer durch vergiftetes Walfleisch auf den Färöer-Inseln gefährdet? (ots/dps)
Veröffentlichung in der Färöer-Zeitung Vágaportalurin

27.08.2013 - EU belegt Färöer-Fischerei mit Bann (Neues Deutschland)

20.08.2013 - Austauschschülerin Augenzeuge einer blutigen Waljagd – AIDA ebenfalls in der Kritik (Kulturreisen)
zu diesem Schülerbesuch: Hannoversche Allgemeine Zeitung

20.08.2013 - EU -Kommission verbietet Schiffen der Färöer-Inseln Anlandungen in der EU (FAZ)

19.08.2013 - Ekelerregende Kinderlehrstunde auf den Färöer: Wie zerlege ich einen Wal? (Video)

16.08.2013 - AIDA wirft WDSF Missbrauch vor - Thema Walschutz (AIDA Pressemitteilung)

14.08.2013 - Gefährdete Delfine getötet – AIDA soll Anlandungen stoppen (Magazin BusinessTraveler)

14.08.2013 - Tierschutz – 450 gefährdete Delfine getötet – AIDA soll Anlandungen stoppen (Hessen Tagblatt)

14.08.2013 - 450 gefährdete Delfine getötet – AIDA soll Anlandungen stoppen (Focus online)

07.08.2013 - Walschützer beklagen neuen Skandal bei AIDA (UmweltDialog)

05.08.2013 - Empfehlung zum Walfleisch-Verzehr regt Tierschützer auf (ddp direct)

01.08.2013 - Streit zwischen Walschützern und Kreuzfahrtunternehmen AIDA schwelt weiter (ddp direct)

31.07.2013 - Walschützer wittern Skandal bei AIDA - Walfleisch für die Gäste (Hannover Zeitung)

31.07.2013 - Walschützer wittern Skandal bei AIDA - (TouristikPresse)

31.07.2013 - Kußmaul-Reederei in der Kritik: Empfehlung für kontaminiertes Essen? (BusinessTravel)

25.07.2013 - 125 Wale für Nationalfeiertag getötet (Themenportal ddp)

24.07.2013 - Färöer: Kritik an Walfang-Aktion (BizTravel)

23.07.2013 - Walfangmassaker in europäischen Gewässern - Walfleisch zum Volksfest (ddp direct)

14.08.2013 - Rating-Agentur stuft Färöer-Inseln wegen Streit mit EU aufgrund von überfischung herab (engl.)
31.07.2013 - EU jagt die Wikingerräuber auf den Färöer-Inseln (Spiegel online)

2012 - Fisch-Unternehmen Gottfried Friedrichs stoppt Lachs-Import von den Färöer-Inseln – WDSF-Tierschützerproteste erfolgreich (Focus online)

 

Schockierend: Blutige Waljagd auf den Färöer-Inseln (Vestmanna/Sept. 2011)
Hunderte Färinger mit Kindern beteiligen sich im Wasser an dem Abschlachten der Wale
Mehr als tausend Schaulustige begleiten das blutige Treiben
https://www.youtube.com/watch?v=oClVGdyEYqg