Neuer ärger um Delfine - Tierschützer zeigen Tiergarten an

(WDSF - 22.03.2012) Wir halten es nicht für vertretbar, dass dieses Delfinkarussel (hier mit dem Delfin Anke) zu Lasten der sensiblen Meeressäuger aufrecht erhalten wird. Der Delfin Anke wurde bereits sechs mal während seines Lebens zwischen den Delfinarien „verschoben“. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) dient ganz offensichtlich auch dazu, die kommerzielle Ausbeutung der Delfine bei katastrophalen Haltungsbedingungen in viel zu kleinen Betonkäfigen zu fördern. Es wurden (wieder einmal) umfangreiche Fehler bei dem Transport des Delfins gemacht, die wir am 08. Mai 2012 bei einer Akteneinsicht im Umweltamt der Stadt Nürnberg aufdecken konnten, nachdem wir Strafanzeige gestellt hatten (s.a. http://www.br.de/franken/inhalt/aktuelles-aus-franken/nuernberger-tiergarten-delfine-anzeige100.html). Demnach war das Umweltamt (u.E. rechtswidrig) nicht über den Transport des Delfins Anke von Harderwijk/Holland nach Nürnberg informiert – ganz klar ein Dienstvergehen von Dag Encke, der das Umweltamt hätte informieren müssen. Ebenso fehlten Stempel der zuständigen Behörde auf der Transport-Handelsbescheinigung.

19.03.2012 - Delfin Anke nach zwei Totgeburten und einer Odyssee von
sechs Delfinstationen wieder im Nürnberger Tiergarten - Schwer verletzt

(WDSF – akt. 20.03.2012) Der Nürnberger Delfin Anke wurde am Sonntag-Abend in einer Nacht- und Nebel-Aktion aus dem holländischen Delfinarium Harderwijk in einer sargähnlichen Kiste auf einer acht Stunden-Tour zurück nach Nürnberg transportiert. Nach gravierenden Fehlern bei dem bereits sechsten Transport des Delfins spricht das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) von Tierquälerei und stellt Strafanzeige.

Pressefoto: Tiergarten Nürnberg

Bereits zwei Totgeburten

Um 5 Uhr am Montagmorgen wurde die Delfindame Anke recht unsanft in das kalte Wasser der künstlichen Steinbruch-"Delfin-Lagune" befördert.
Vor der Bauphase der "Delfin-Lagune" in Nürnberg war Anke im Jahr 2008 mit Nynke und Naomi, die weiterhin in Harderwijk bleiben, in das holländische Delfinarium Harderwijk transferiert worden. Dort sollte mit den Delfindamen nach den vielen Todesfällen in Nürnberg "auf Teufel komm raus", wie es WDSF-Chef Jürgen Ortmüller formuliert, gezüchtet werden.

Anke hatte am 15.10.2011 in Harderwijk erneut eine Totgeburt, nachdem sie am 18.03.2010 bereits ein Delfinbaby verloren hatte. Die Ex-Nürnberger Delfindame Naomi hat im Delfinarium Harderwijk am 30.04.2012 gekalbt. Offenbar hat sie ihr Delfinbaby nicht angenommen, sodass das Delfinweibchen Finagain ihr Baby groß zieht (Finagain's eigenes Delfinbaby war zwei Tage zuvor gestorben). Aber das Delfinbaby, wenn es denn überlebt, wird niemals die Freiheit der Meere erleben können, da Nachzuchten nicht ausgewildert werden können. In den Betonbecken der Delfinarien werden sie mit totem Fisch gefüttert und lernen niemals sich selbst zu ernähren.

Pressefoto: Tiergarten Nürnberg

Foto: Tiergarten-Direktor Dag Encke (lks.) hebt den Delfin mit einem Mitarbeiter an der Schwanzflosse (Fluke)

Unsachgemäßer Transport

Dass die Delfindame Anke nicht mit einem Spezialkran fachgerecht in das Beckenwasser in einem üblichen Spezialgurt, der die Brustflossen und die Schwanzflossefreihält, eingelassen wird, grenzt an Tierquälerei. Den Höhepunkt des mangelnden Sachverstandes setzt der Tiergarten-Direktor Dag Encke selbst (auf dem Foto ganz links), der mit einem Mitarbeiter, wie auf dem Foto zu sehen ist, an der Schwanzflosse des Delfin-Weibchens zieht, um es ins Wasser zu  befördern. Niemals würde ein Delfin-Fachmann einen Delfin an der Schwanzflosse ziehen. Dies kann schwere innere Wirbel-Verletzungen auslösen. Der Delfin Anke wurde bereits zum sechsten Mal in seinem Leben international transferiert. Bereits zwei Delfinbabys verlor sie kurz nach deren Geburt. Delfinweibchen halten sich in Freiheit meist ihr Leben lang in denselben Sozialverbänden auf. Anke wurde während des achtstündigen Transports von Holland nach Nürnberg offensichtlich, wie bei Delfintransporten sonst üblich, nicht persönlich betreut, sie war lediglich an Messgeräten angeschlossen, die vom Fahrerhaus kontrolliert wurden.

Der tiermedizinische Bericht des Tiergartens beweist intensive Transportverletzungen von Anke:

06.03.12 (Tagesbericht) Für Delfintransport werden noch Reisetabletten „Superpep-Kaugummis“ gebraucht

18.03.12 Fangaktion zwecks Transport von Harderwijk nach Nürnberg
18:00 Uhr 30 mg Diazepam

Zeitspanne von Hebebühne bis Transportbeginn in Kiste: 18:35 – 20:10 Uhr

Verletzungen bei Fangaktion: aufgeschlagen an Finne (blutet am meisten), re. Flipper und Fluke sowie hinter Blasloch, 21:00 Uhr umpositioniert da Schieflage

19.03.12 Ankunft im Zoo (Nürnberg) und zurück ins Becken (Anm.WDSF: ca. 5 Uhr morgens)

Auffälligkeiten: alte Injektionsstelle links von Finne, Zähne stark abgenutzt, Flipper aufgeschürft

Delfin-Karussel

Den Transfer aus der bedeutend größeren Freiluft-Lagune im holländischen Harderwijk in die Nürnberger Steinbruch-Lagune bezeichnet WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller als tierquälerisches Delfin-Karussel: „Die Delfindame Anke wurde in ihrem Leben jetzt zum sechsten Mal erneut aus einem den Umständen entsprechend funktionierenden Sozialverband gerissen und in die bedeutend kleineren Betonbecken der Steinbruch-Lagune gepfercht. Dieser permanente Transfer ist Tierquälerei im biologischen Sinne. Anke kam 1983 als Wildfang aus Florida in ein Delfinarium in Gulfport/USA. Danach war sie bis 1987 schon einmal in Harderwijk/Holland, um dann nach Münster transferiert zu werden. Im Dezember 1990 ging die Tour dann von Münster nach Nürnberg, im September 2008 zurück nach Harderwijk und jetzt wieder nach Nürnberg. Das permanente Delfin-Karussel der Delfinarienbetreiber im selbst gegründeten Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) dient einzig und allein dem Profit für die Nachzucht, die natürlich aufgrund des psychologischen Stresses für die Meeressäuger nicht funktionieren kann. Gier ist kein guter Ratgeber und hat mit Tierschutz nicht das Geringste zu tun. Für mich sind solche Leute wie Dag Encke und seine Freunde im EEP Mörder von Tierschutzrechten.“

Lebensgefährlicher Transfer

Den Transport der anderen vier vorhandenen Delfine ebenfalls in einer Plastikplane vom geschützten Innen- in den Außenbereich bei angesagten Frosttemperaturen hält das WDSF für lebensgefährlich für die sensiblen Meeressäuger. Ortmüller: "Zwei der Delfine, Moby und Jenny, haben schwere Nierenschäden und müssen täglich mit Flüssigkeit zwangsernährt werden. Da kann ein Temperaturschock tödlich wirken. Leider geht es dem Tiergarten offenbar nur um Profit und darum, die Delfine schnellstmöglich den Besuchern zu präsentieren. Den Tiergarten-Verantwortlichen scheint durch den finanziellen Druck der Baukostenexplosion der Steinbruch-Lagune von ursprünglich 10 auf jetzt 27 Millionen Euro jeglicher Sachverstand abhanden gekommen zu sein." Das WDSF hat am 20.03.2012 aufgrund des unsachgemäßen Transports wegen des Verdachts der Tierquälerei Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Tiergartens Nürnberg gestellt.